Die Lage in Südspanien
Mit Südspanien, Andalusien und Costa del Sol verbindet man in den meisten Fällen Sonne, Meer und Erholung. Vielleicht noch das kulturelle Erbe der Mauren wie die Bauwerke in Granada oder Cordoba oder die berühmten weissen Dörfer im Hinterland. Flamenco. Tapas… Aber wie leben die Menschen dort? Wie gehen sie mit ihren Tieren um? In Ferienlaune belastet man sich häufig nicht gerne mit den Problemen der besuchten Länder. Deshalb wollen wir jetzt Ihnen die Lage der Hunde und Katzen dort schildern.
Denn für uns hört der Tierschutz nicht an den Landesgrenzen auf!
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Menschen an der Costa del Sol gerade auch aus dem Ausland niedergelassen. Millionen von Touristen besuchen jährlich diesen Küstenabschnitt um Málaga. Generell entwickelt sich diese Region rasant weiter. Überall werden Infrastrukturprojekte, Begrünungs- und Verschönerungsmassnahmen durchgeführt und noch mehr gebaut. Ortschaften haben sich komplett gewandelt. Nur die Tiere scheinen am wenigsten von dieser Entwicklung zu profitieren. Für sie ist nach wie vor wenig Geld in der (Gemeinde-)Kasse der öffentlichen Stellen, so dass für all die herrenlose Tiere eine vernünftige Lösung gefunden werden könnte, als die bisherige mit staatlichen Auffangstationen („perreras“), in denen sie nach einer kurzen Aufbewahrungsfrist von 7-14 Tagen getötet werden. Die Zahl der herrenlosen Tiere wächst hier in Südspanien trotzdem weiter. Aber warum? Die Antwort ist einfach: die Haustiere vermehren sich konstant, und die unerwünschten landen auf der Strasse. Auch die Bekämpfung der Weitervermehrung durch Aufklärungskampagnen und Kastrationsaktionen wird nach wie vor von den spanischen Behörden nicht unterstützt. Das Problem wird so nicht gelöst. Zwar gibt es ein paar private Tierschutzorganisationen, die alleine durch Spenden finanziert Tierheime betreiben und die Tiere nicht umbringen. Aber ohne zusätzliche Unterstützung durch den Staat, die Städte oder die Gemeinden fehlen ihnen die Mittel und damit auch das Personal, die Massen an Tieren ärztlich zu versorgen, zu impfen, einigermassen artgerecht zu halten. Von den hygienischen Verhältnisse ganz zu schweigen…. Die Aussichten dieser Tiere dort jemals wieder herauszukommen und vermittelt zu werden, sind extrem gering.
Auch die Einstellung der Spanier gegenüber den Tieren scheint sich nur langsam zu verändern. Denn nach wie vor werden Hunde und Katzen jedes Jahr zu Tausenden vernachlässigt, ausgesetzt oder gar gequält und getötet, und diese Tatsache scheint niemanden gross zu stören. Die Tiere sind häufig Nutzartikel oder Spielzeug für die Kinder, die irgendwann ihren Zweck nicht mehr erfüllen oder ihren Reiz verlieren und entsorgt werden, wie das Schicksal von unzähligen Jagdhunden oder Welpen zeigt. Auch das Verständnis von Tierhaltung ist nicht selten eine andere. Viele Tiere werden tagsüber von ihren Besitzern aus der Wohnung verbannt und auf der Strasse sich selbst überlassen den Gefahren des Strassenverkehrs ausgesetzt. Und das geschieht auch mitten in Städten wie Málaga. Viele werden dabei von Autos angefahren oder anderweitig verletzt. Dies trägt natürlich, da die wenigsten Tiere kastriert sind, zu einer weiteren Vermehrung der Tiere bei. Einzig positiv ist, dass es diesen Tieren besser geht es als ihren herrenlosen Artgenossen, da sie versorgt werden. Aber wie lange noch? Bis sie trächtig oder krank sind? Immerhin nimmt die Zahl der Tierfreunde oder zumindest der Menschen zu, denen Tiere und deren Wohlergehen wichtig oder zumindest nicht mehr gleichgültig ist. Aber dies ist nur ein Lichtblick angesichts des Tierelends.
Wir glauben fest daran, dass sich irgendwann in der Zukunft die Lage der Tiere in Südspanien verbessern wird durch Einsicht der Menschen und auch der Behörden. Aber bis dahin versuchen wir durch unsere Arbeit Hoffnung („Esperanza“) zu geben und den Málaga-Tieren aktiv zu helfen.
Unsere Ziele
Unser Hauptziel ist, das Tierelend zu verringern!
- durch Tier(über)vermehrung verhindern
- damit das Aussetzen von ungewollten Tieren stoppen
- Unsere Arbeit
- und so lange es ungewollte überzählige notleidende Tiere gibt, diesen Tieren aktiv zu helfen, dass sie eine zweite Chance bekommen
Unsere Arbeit
- Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit
- Kastrationsaktionen (planen, organisieren und durchführen)
- Vermittlungsvorbereitung von Tieren & deren Vermittlung
Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit: Darin liegt unsere grosse Hoffnung, die genannten Misstände in das Bewusstsein der Menschen zu bringen und langfristig Veränderungen zum Positiven herbeizuführen. Dazu nutzen wir jede passende Gelegenheit. Deshalb verteilen wir beispielsweise in Tierarztpraxen Informationsbroschüren zum Thema Kastration oder nehmen mit einem Informationsstand an Katzenausstellungen teil, um mit Tierbesitzern das Gespräch zu suchen und sie zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen. Um die Zahl der ungewollten Tiere zu reduzieren, bleibt nur die Kastration. Und dazu ist viel Aufklärungsarbeit notwendig, die Menschen von den Vorteilen einer Kastration zu überzeugen. Denn haben Sie schon einmal versucht mit einem Menschen aus ihrem Bekanntenkreis darüber zu sprechen. Die Vorurteile sind vielfältig. „Das arme Tier, so ein grosser Eingriff“ bis „die werden dann bösartig“! Sie sehen, es gibt viel zu tun
Vermittlungsvorbereitung von Tieren & deren Vermittlung: Harte Entscheidungen zu treffen gehört hier leider dazu. Welche der Hunde und Katzen nimmt man dieses Mal aus den umliegenden Tierheimen mit und bereitet sie auf die Vermittlung vor? Den oder lieber den oder doch den? Wer schon mal soviele verzweifelte Hunde- und Katzenaugen vor sich hatte, weiss was das heisst. Entscheiden heisst hier, eine Auswahl zutreffen, wer jetzt eine Chance bekommt und wer nicht. Es können immer nur eine begrenzte Anzahl an Hunden und Katzen in der Tierstation Esperanza vorbereitet werden. Denn sie sollen in nicht allzu grossen Gruppen bzw. Rudeln zusammenleben bis sie für die Vermittlung vorbereitet sind. Aber vielleicht gibt es für diese zurückgelassenen Tiere ein „zweite“ Chance. Je mehr und je schneller die Tiere vermittelt werden, desto schneller wird wieder ein Platz frei. Verständlich ist sicher auch, dass ohne die Mithilfe unseres Teams, Tierfreunden und Adoptivfamilien im Ausland die Vermittlung der Tiere nicht ohne weiteres möglich wäre. Denn bei diesem „Überschuss“ an Tieren wird hier in Spanien kaum einem „Second-hand“-Tier eine Chance gegeben.
Kastrationsaktionen: Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in Kastrationsaktionen. Es ist der wichtigste Beitrag zur Eindämmung des Tierelends, indem er das Übel an der Wurzel packt. Wir planen, organisieren und führen mehrmals im Jahr Kastrationsaktionen durch. Dies ist nur möglich durch die tolle Unterstützung von Tierärzte-Teams aus ganz Europa und dank der lokalen Tierärzte. Bei diesen Aktionen haben wir es natürlich besonders auf die weiblichen Tiere „abgesehen“. 80 Prozent der Kastrationen werden an weiblichen Tieren vorgenommen. Wenn man die ungeborenen unerwünschten Hunde- und Katzenwelpen eines Jahres hochrechnet, … Erfahren Sie mehr unter „Aktionen“
- Die Tierstation Esperanza in Pizarra: Als erste Tierstation Esperanza fungierte ein gemietetes Anwesen mit geeigneten Gebäuden in Alhaurin el Grande bei Málaga. Leider musste 2000 dieses geräumt und ein Ersatz gefunden werden. Ein Schweizer Tierschutzverein half in dieser Lage und stellte für unsere Arbeit auf unbefristete Zeit ein angekauftes Gelände zur Verfügung. Der Umzug der Tierstation erfolgte Anfang 2001. Die neue Tierstation liegt jetzt oberhalb von Pizarra, einem kleinen Ort ca. 30 km von Málaga und dem Flughafen entfernt. Da nur der Grund vorhanden war, wurde in den letzten Jahren der Aufbau der Infrastruktur und der Gebäude mit sehr viel Eigenleistung forciert. Weder Wasser noch ein Strom- anschluss waren vorhanden. Das Katzenhaus mit -gehege, die Hundezwinger und -freiläufe, der Operationsraum und das Wohnhäuschen für die Ärzteteams stehen. Das Hauptgebäude für Quarantäne-, Lager- und Wohnräume ist inzwischen fertig.